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WIR HABEN ES GESCHAFFT!

09/05/2011
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6 WOCHEN INTENSIVES ZUSAMMENLEBEN

Wenn die Tiere sprechen könnten und sie jemand fragen würde, was ihnen am Camino am besten gefallen hat, dann würden sie vielleicht auch antworten: “dass sich die Menschen so gut benommen haben”, die vielen Streicheleinheiten und die extra Leckerlies, die Freiheit nach herzenlust über die Wiesen und Wege laufen zu dürfen, wo immer es ihre Sicherheit erlaubte. Die Esel und die Pferde würden sich wohl an die saftigen, grünen Wiesen erinnern, die wir für sie gesucht haben, Jausenbrot und Äpfel, die wir mit ihnen geteilt haben, und die Hunde vor allem die Streicheleinheiten und unsere Nähe.

Zumindest schliesse ich dies,  aus der Art, wie sie uns jeden Morgen begrüsst haben, wenn wir endlich den Mut aufbrachten um unseren warmen Schlafsack zu verlassen, um uns einem neuen Tag zu stellen: Feodor, das Pferd, ein gutaussehender blonder „Herr Pferd“; Felix, das Pony, ein charmanter, schelmischer Lausbub; Moreno, der beste Pilger-Esel der Welt mit viel Erfahrung; und Linda, die hübsche Eselin, die sehr schnell gelernt hat worauf es am Camino ankommt; alle vier in Erwartung ihres morgentlichen Stückes Brot, die tägliche Extra-ration; und die Hunde, die ungeduldig darauf warten aus dem Zelt zu dürfen, ausser Alfie, der mit frühaufstehen nichts auf dem Hut hat!

Das morgentliche Ritual, aufstehen, streicheln, schwanzwedeln, Frühstück, Pfoten eincremen, Hufe säubern… Unsere unermüdlichen Webbegleiter auf dem Camino: Lilly, eine absolute Zugmaschiene, nicht müde zu kriegen;  die Windhunde Filou und Luca, die beiden Seiltänzer der Gruppe; der alte Benny, unser Lagerwächter; der kleine Grillo, blind aber schlau wie ein Fuchs; Pablo und Anais, das unzertrennbare Pärchen, anschmiegsam und liebenswert; Alfi, der „knackige“ Österreicher, stark, energetisch aber ein absoluter Energiesparmeister; und unser Sonnenkind Joschy, immer fröhlich, aktiv und stets bereit; und nicht zuletzt Ronja, die Jägerin, Morgana und Noa, unsere Wegbegleiterinnen der zweiten Woche. Ich glaube sie alle haben den Camino mindestens so sehr genossen, wie wir.

Aber ich kann nur annehmen, dass es so ist, mit Sicherheit weiss ich nur, dass für mich das Allerschönste, das enge Zusammenleben mit den Tieren war. Jeden einzelnen von ihnen kennenzulernen, mit ihrer sehr persönlichen Art, ihrem Charakter, bis hin zu ihren Manien, ist eine schöne Erfahrung. Aber am meisten berührt mich immer noch diese Faszination zu erleben, wie wenig wir uns doch von ihnen unterscheiden.

Es ist mir schon klar, dass viele Menschen sich sich nicht so gerne mit den Tieren verglichen sehen, oder sich gar angegriffen fühlen, aber ich möchte mich hier nicht über Fragen unseres Ursprungs auseinandersetzen, sondern vielmehr die positive Seite der Dinge, die wir gemeinsam haben, hervorheben, wie etwa die Fähigkeit Freude oder Trauer zu empfinden, der Bedarf an Zährtlichkeit, Verständniss, Sicherheit und einige Eigenschaften, in denen sie uns sogar überlegen sind, wie etwa Loyalität und die Fähigkeit zu verzeihen.

Eine Freundin, die Psychotherapeutin ist, hat einmal zu mir gesagt, dass sich Tiere –unter anderem- darin von uns unterscheiden, dass Tiere nicht interpretieren (manchmal zweifle ich daran, wenn mein Hund mich mit seinem „Du warst bei einem anderen- Blick“ anschaut und von oben bis unten abschnuppert), aber wir Menschen, wir interpretieren.  Nur vergessen wir manchmal, dass Interpretationen eine hohe Fehlerrate haben. Wir haben auch die Schöfungsgeschichte so interpretiert, dass wir sie als Rechtfertigung dafür verwenden können Tiere zu „benutzen“ und zu misshandeln. Wenn wir mit unserem Camino erreicht haben, dass einige Menschen, das was sie immer gelaubt haben, einmal hinterfragen, und erkennen, dass auch Tiere ein Recht haben auf diesem Planeten zu leben, dann haben wir unseren Zweck erfüllt.

Es war eine unglaubliche, und für alle Teilnehmer bereichernde Erfahrung, und ein ausgezeichnetes Beispiel um aufzuzeigen, dass ein harmonisches Zusammenleben zwischen Menschen und Tieren möglich ist, und dies zum Wohl aller Beteiligter sein kann.

Ich bedanke mich bei allen Teilnehmern, Volunteers, unseren zahlreichen Freunden der Tierschutzvereine, die uns auf unserem Weg begleitet und unterstützt haben, den Medien, die uns geholfen haben diese Nachricht in die Welt zu tragen.

Mit unserer Ankunft in Santiago und der Tiersegnung in San Francisco, haben wir unser Ziel erreicht, aber der Camino bleibt bestehen, mit seiner Schönheit, Bildern, die tief in unserer Erinnerung eingraviert sind, und tausende von Pilgern werden diese Wege weiterhin beschreiten. Leider bleiben auch die vielen Kettenhunde, vor allem in Galizien, die traurigerweise nicht zuletzt wegen der vielen Pilger die dort vorbeigehen, an der Kette hängen.

Wir können die Welt nicht verändern, wir haben nur ein paar Samen am Wegrand gesäht, einige davon werden aufgehen und wachsen.

BUEN CAMINO
Johanna

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